Chef in Teilzeit: “Ich musste lernen, loszulassen”

Lars Burmeister ist Team Supervisor bei REHAU – und arbeitet in Teilzeit, um sich mit seiner Frau die Kinderbetreuung aufzuteilen. Damit ist Lars noch eher eine Ausnahme. Wir haben mit ihm über seine Entscheidung gesprochen. Und darüber, warum es für gesellschaftlichen Wandel Vorbilder braucht.

Lars, du hast zwei kleine Kinder und arbeitest als Führungskraft im Werk Scandium in Rehau. Wie bekommst du Familie und Beruf unter einen Hut?

Dadurch, dass ich nicht voll arbeite. Aktuell bin ich mit 30 Stunden im Dienst, bald reduziere ich auf 20 Stunden pro Woche. Meine Frau ist auch berufstätig, nur so können wir uns die Kinderbetreuung aufteilen.
 

Eine Führungskraft, die nicht Vollzeit arbeitet. Das gibt es noch nicht oft, auch nicht bei REHAU. Wie funktioniert das?

Indem man einander vertraut. Alle in meinem Team wissen, dass sie sich auf mich verlassen können. Dieses Vertrauen ist lange gewachsen, ich habe 2004 bei REHAU meine Ausbildung begonnen und mich fortgebildet. Was ich allerdings lernen musste: Aufgaben abzugeben. In sechs Stunden am Tag schafft man natürlich weniger als zuvor, also musste ich Delegieren lernen. Und Loslassen. Auch das hat wieder mit Vertrauen zu tun, das ich zu meinem Team aber uneingeschränkt haben kann – ohne den Glauben an mich und meine Fähigkeiten durch meine eigenen Vorgesetzten wäre dieses Modell ebenfalls nicht möglich.
 

Im Scandium produziert ihr Kantenbänder in Schichten. Wie reagieren deine Kolleg:innen, wenn du früher nach Hause gehst als viele andere?

Ich denke schon, dass das am Anfang für manche ungewohnt war, da ich mich von den regulären tagschichtigen Arbeitszeiten abhob. Und wenn ich mich verabschiede und sage, dass ich zum Kinderturnen muss, dann gibt es schon auch mal ein Schmunzeln. Böse gemeint ist das nicht, aber es schwingt schon etwas mit, das ich vielleicht nicht spüren würde, wenn ich eine Frau und damit Mutter wäre. Aber ich lasse das nicht an mich heran, meine Entscheidung ist genau die richtige, und das weiß ich.


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Ist es dir schwergefallen, beruflich kürzer zu treten? Du bist ja schon ehrgeizig. 

Ja, das bin ich. Aber meine Frau auch. Für uns gab es also beim zweiten Kind nur diesen Weg: Wir stecken beide zurück, um die Familie organisieren zu können. Das fühlt sich für uns absolut richtig an und ich rate jedem Vater, zu hinterfragen, ob das nicht auch für ihn ein Weg sein kann. Am Ende muss jede Familie die individuelle Lösung finden, die zu ihr passt. Und da sollte man in unterschiedliche Richtungen denken.
 

Wie würdest du reagieren, wenn ein junger Vater aus deinem Team kürzertreten will?

Ich würde nach Lösungen und Möglichkeiten suchen. Ich selbst hatte wenig Vorbilder in diesem Bereich. Jetzt kann ich aber ein Stück weit zeigen, was geht. Ohne mich selbst als Vorbild bezeichnen zu wollen, denke ich schon, dass man andere anregen kann, sich zu hinterfragen. Nur so ist eine nachhaltige Veränderung möglich.

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