Linda, wie hat sich das Thema Recycling bei Verpackungen in den letzten Jahren entwickelt?

Wir spüren deutlich einen globalen Trend, gebrauchte Verpackungsmaterialien in Kunststoffverpackungen einzubringen beziehungsweise deren Anteile zu erhöhen. Mit dem Green Deal gibt es in Europa einen einheitlichen Fahrplan, der mit unterschiedlichen Maßnahmen eine umweltfreundlichere Zukunft vorantreiben soll. Ein Bestandteil davon widmet sich der Frage: Wie können wir Verpackungsmüll vermeiden oder ressourcenschonender gestalten? Eine Maßnahme davon ist zum Beispiel die EU-weite Kunststoffabgabe, besser bekannt als Plastiksteuer. Sie verpflichtet EU-Staaten dazu, auf jedes Kilogramm nicht recycelter Verpackungsabfälle aus Kunststoff eine Abgabe von 0,80 Euro pro Kilogramm zu leisten. Diese Aufwände wurden bis vor kurzem noch nicht an die Hersteller und Verbraucher weitergegeben. Zum 1. April 2022 hat das Vereinigte Königreich jedoch als erstes Land die sogenannte "UK Plastic Tax" auf alle Kunststoffverpackungen eingeführt, die weniger als 30 Prozent Recycling-Material enthalten. Spanien erhebt seit dem 1. Januar 2023 eine ähnliche Steuer. Weitere Länder werden folgen, für Deutschland ist die Einführung für 2025 geplant.

Wie gehen wir bei REHAU mit diesem Thema um?

Wir bei REHAU versuchen seit Jahren, unser Verpackungsvolumen zu reduzieren und wo es möglich ist, auf diese ganz zu verzichten. Ebenso versuchen wir, bestehende Verpackungen auf nicht kunststoffbasierte Lösungen umzustellen. Dort, wo das nicht umsetzbar ist, orientieren wir uns beispielsweise in Deutschland an dem für uns intern festgelegten Ziel, mindestens 30 Prozent Recycling-Anteil in allen Kunststoffverpackungen umzusetzen, um die Kreislaufwirtschaft zu fördern. Das erfordert eine intensive Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten und Werken und birgt einige Herausforderungen: Der Recyclingmarkt ist hart umkämpft, die Mengen begrenzt und die Qualität der verfügbaren Materialien schwankt. Trotzdem sind wir bereits auf einem guten Weg.

Hast du ein Beispiel für uns, wo wir gerade stehen?

Das ist von Land zu Land unterschiedlich und abhängig vom jeweiligen Geschäftsbereich. In unserer Division REHAU Building Solutions haben wir zum Beispiel seit Ende März letzten Jahres den Anteil an Kunststoffverpackungen in Deutschland mit mindestens 30 Prozent Recycling-Anteil von 13 Prozent auf über 70 Prozent der Gesamt-Tonnage erhöht. In diesem Zuge haben wir beispielsweise eine ressourcenschonendere Alternative für eine Stretchfolie gefunden, die in mehreren REHAU Werken eingesetzt wird. Das ist eine Verpackungsfolie, die bei uns in sehr großen Mengen für die Ladungssicherung der fertigen Produkte auf den Paletten eingesetzt wird. Diese konnte von 100 Prozent Neumaterial auf 51 Prozent Recycling-Anteil umgestellt werden. Hier konnten wir den Einsatz von neu hergestelltem Kunststoff also deutlich senken und stattdessen recyceltes Material verwenden. 

Vielen Dank für die Einblicke!