Eine Sache des Vertrauens:
Offener Umgang mit Krankheit oder Behinderung am Arbeitsplatz

Eine Sache des Vertrauens:
Offener Umgang mit Krankheit oder Behinderung am Arbeitsplatz

Körperliche und mentale Gesundheit – für viele Menschen ist das immer noch Privatsache. Dabei verbringen wir einen großen Teil unseres Lebens bei der Arbeit, wo es genauso wichtig ist, wie es uns geht. Hier sprechen einige Mitarbeitende darüber, wie sie den Mut fanden, offen mit ihrer Krankheit oder Behinderung am Arbeitsplatz umzugehen. Und darüber, was sie sich von ihren Teams wünschen.

Eine Frage des Vertrauens

Sidnei Soares hat die Wahl nicht: Er muss seine körperliche Gesundheit am Arbeitsplatz thematisieren, denn Sidnei ist gehörlos. Als Staplerfahrer im REHAU Werk in Sao Paolo in Brasilien trägt Sidnei eine hohe Verantwortung, seit 2007 arbeitet er hier. Sidnei kann Lippenlesen und sprechen, was ihm hilft, mit allen um sich herum zu kommunizieren. „Wir benutzen auch ein bisschen Zeichensprache, die ich meinen Kolleginnen und Kollegen beigebracht habe“,sagt Sidnei. Zur Not muss auch mal ein Notizzettel weiterhelfen. In seinem Team fühlt sich der Staplerfahrer, der früher in einer Großküche gekocht hat, sehr wohl: „Ich mag die Partys und meine Freunde. Alle sind sehr respektvoll, die Kolleginnen und Kollegen reden nie hinter meinem Rücken, dann könnte ich sie nämlich nicht verstehen, weil ich ihre Lippen dann nicht lesen könnte. Die Gesellschaft bei REHAU und der Umgang mit den Menschen sind sehr angenehm“, sagt Sidnei. Seine Stärken könne er deswegen kom plett ausschöpfen; sein Auge für Details, sein Talent, zu organisieren und seine präzise Arbeitsweise. Nur einen Wunsch hätte Sidnei, um gehörlosen Men schen das Arbeiten zu erleichtern: „Ideal wäre es, wenn die Leute mehr Interesse am Erlernen der Gebärdensprache hätten. Jeder sollte neugierig sein und Gehör lose nach den wichtigsten Gebärden fragen. Ich selbst bin immer bereit, andere zu unterrichten, wenn ich gefragt werde."

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Sidnei Soares

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Franz Huelle Team

Mentale Gesundheit: Tabus abbauen

Irgendwann war der Punkt erreicht, da ging es nicht mehr. „Ich war gereizt, dauernd müde, ich schrie herum“, sagt Franz Huelle, wenn er sich an die Zeit vor fünf Jahren erinnert. Seine Familie, sein Team, sein HR-Betreuer – sie alle gaben ihm damals das Feedback: Du bist nicht mehr du selbst. Da gestand Franz sich ein: Ich bin krank. Ich habe Burnout. Hoher Druck am Arbeitsplatz als Manager Product Engineering in Ross-on-Wye in England, der Verlust beider Eltern, es war alles einfach zu viel geworden. Franz entschied sich, eine Auszeit von mehreren Monaten zu nehmen, um seine Probleme in den Griff zu bekommen. „Für mich war das nie eine Privatsache“, sagt Franz.

So viel Zeit verbringe man auf der Arbeit, da sei es für ihn normal, wichtige Dinge wie die eigene Gesundheit auch dort zu thematisieren. „Ich denke, das hat auch etwas mit Vertrauen zu tun, also Trust. Ich lebe diesen Wert, indem ich selbst Dinge von mir preisgebe und auch meinem Team die Möglichkeit biete, mit ihren privaten Themen und Problemen Raum am Arbeitsplatz zu finden.“ Wer sich öffne, sich wohlfühle, wer gegenseitiges Verständnis und Unterstützung erfahre, der sei letzten Endes eben auch ein besserer, weil zufriedener Mitarbeitender.

Gesetzliche Rahmen

In Deutschland gibt der Gesetzgeber einen besonderen Rahmen vor: Dort gibt es Schwerbehindertenvertretungen. Dieses Gremium tritt für die Interessen von Menschen mit Behinderung am Arbeitsplatz ein. Vanessa Driessen und Andre Mattheyer gehören der Schwerbehindertenvertretung bei REHAU Industries in Rehau an. „Wir wollen Vorurteile abbauen. Als Schwerbehindertenvertretung können wir erst dann unterstützen, wenn wir wissen, dass Kolleginnen und Kollegen betroffen sind. Dafür braucht es ein Klima, in dem sich die Menschen trauen, sich zu outen“, sagt Vanessa. André ergänzt: „Gerade bei Behinderungen, die man nicht sieht, gibt es große Vorurteile. Menschen mit Depressionen, chronischen Krankheiten oder Angststörungen sehen sich oft dem Vorurteil ausgesetzt: Dem fehlt doch gar nichts, der soll sich nicht so anstellen. Und genau da setzen wir an."

In Großbritannien verfolgen die Mental Health First Aider, also die Ersthelfenden für psychische Gesundheit, ein ganz ähnliches Ziel. Sinead Ferron-Moody ist eine dieser zertifizierten Ersthelferinnen, mehr noch: Sie kann selbst Mitarbeitende zu Ersthelfenden ausbilden. „Wir glauben, dass die mentale und emotionale Gesundheit genauso wichtig ist wie die körperliche“, sagt Sinead. Ihr Ziel sei es, Tabus zu brechen und Stigmatisierung abzubauen. An allen Standorten in Großbritannien gibt es Mental First Aider, die jederzeit für vertrauliche, vorurteilsfreie und unterstützende Gespräche zur Verfügung stehen. Für Franz war sein Outing als Burnout-Betroffener genau richtig: „Dafür, dass mein Team den Mut hatte, mir zu sagen, wie unausstehlich ich war, bin ich bis heute dankbar.“ Er schätze es, mit Menschen zu arbeiten, die aufeinander Acht geben, „auch auf mich als Chef“, sagt Franz. „Ich wünsche mir für jeden bei REHAU, egal wo auf der Welt und egal in welchem Bereich, dass er oder sie sich am Arbeitsplatz öffnen kann, wenn gesundheitlich etwas nicht stimmt“, sagt Franz. Sein Motto: „It’s okay to be not okay“. Es ist in Ordnung, wenn etwas nicht mit dir in Ordnung ist. Diese Kultur führe zu loyalen und zufriedenen Mitarbeitenden sowie zu starken Teams, die auch in Krisen und bei Ausfällen leistungsfähig bleiben.

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Vanessa Driessen und Andre Mattheyer

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