#myREHAUmoment
mit Linlin Dai:
Zwang killt Kreativität
Lesedauer: 6 Minuten
Wie kommt man auf eine gute Idee? Was trägt REHAU als Arbeitgeber dazu bei, dass Mitarbeitende ihre Innovationen umsetzen können? In unserer Interviewreihe #myREHAUmoment sprechen wir mit Kolleginnen und Kollegen auf der ganzen Welt über das Thema Innovation.
Heute: Linlin Dai, Senior Specialist Development Programs.
Linlin, du entwickelst bei REHAU Programme zur Fortbildung und bist selbst Coach. Warum ist es für dich wichtig, innovativ zu sein?
Beim Thema Innovation denkt man ja oft an Produkte. Aber in der täglichen Arbeit kann man immer gute Ideen brauchen. Wir leben in einer Zeit, in der Veränderung zur Normalität geworden ist. Es ist wichtiger denn je, sich neuen Bedingungen schnell anpassen zu können. Und das geht nur mit Kreativität.
Hast du einen Geheimtipp: Wie geht Kreativität?
Ich weiß, ist, wie es nicht geht;-) Wenn ich mich in einem Raum einschließe und mich zwinge, in einer bestimmten Zeit tolle Ideen zu haben. Die besten Ideen hat man oft in unerwarteten Momenten – beim Spazierengehen oder bei einem Gespräch mit Freund:innen oder Kolleg:innen.
Kann man lernen, kreativ zu sein?
Die gute Nachricht ist: Ja, Kreativität ist erlernbar. Es gibt Methoden und Tools, die man nutzen kann, um neue Ideen systematisch zu entwickeln. Bekannte Methoden sind zum Beispiel Brainstorming und Mindmapping. Beim Brainstorming entwickelt man viele Ideen in kurzer Zeit, ohne sie schon zu bewerten oder zu kommentieren. Beim Mindmapping erstellt man eine Art Gedankenlandkarte, das ist eine sehr visuelle Methode. Es gibt aber auch speziellere Methoden, die nicht ganz so bekannt sind. Die 6-Hüte-Methode zum Beispiel. Dabei schlüpft man in verschiedene Rollen, sodass man sich einem Problem aus unterschiedlichen Perspektiven nähern kann.
Perspektiven – ein gutes Stichwort. Ist man im Team kreativer?
Das kommt auf das Team an. Ein kreatives Team bringt vielfältige Erfahrungen zusammen. Je unterschiedlicher ein Team ist, desto breiter ist das Spektrum, in dem es denkt. Wo habe ich schon gelebt, studiert, gearbeitet? Was habe ich schon gesehen, probiert, erlebt? In einem guten Team bringen Führungskräfte die unterschiedlichsten Leute zusammen.
Aber ist es nicht schwierig, mit Menschen zusammenzuarbeiten, die ganz anders sind als ich selbst?
Ja, das kann schon anstrengend sein. Aber: Die Anstrengung lohnt sich. Studien belegen, dass homogene Teams blinde Flecken haben. Diversity im Team ist also kein Nice-to-have, sondern hat einen Business Effekt. Es gibt zahlreiche Beispiele: Weiße Entwicklerteams haben in der Vergangenheit schon Sensoren entwickelt, die die Haut Schwarzer Menschen nicht erkennen konnten. Sprachassistenten wurden gebaut, die Frauenstimmen nicht erkannt haben, weil das gesamte Entwicklerteam nur aus Männern bestand. Das sind ernste Probleme für ein Unternehmen und die Gesellschaft. Das wollen wir bei REHAU verhindern, deswegen sensibilisieren wir die Führungskräfte für diese Themen. So gibt es demnächst einen „Inclusive Leadership“ Workshop für interessierte Führungskräfte.
Wie schaffen Führungskräfte ein Umfeld, in dem Teams kreativ sind?
Führungskräfte müssen Raum für Innovation schaffen. Ein Fehler ist es, sich als Führungskraft überlegen zu fühlen und zu glauben, man könne selbst alles am besten. Man muss genau zuhören und jede Mitarbeiterstimme ernstnehmen. Sätze wie „das geht nicht, weil“ sind Killer für Kreativität. Die Mitarbeitenden müssen sich sicher fühlen, sie müssen wissen, dass sie auch verrückte Ideen äußern dürfen, ohne Schaden zu befürchten.
Hat Kreativität auch etwas mit Talent zu tun?
So würde ich das nicht sagen. Meine Meinung ist: Jeder Mensch ist kreativ, aber jeder auf eine andere Art und Weise. Manche sind regelrechte Glühbirnen, sie sprudeln vor lauter Ideen. Oft tun sich diese Menschen aber schwer damit, Ideen auch strukturiert umzusetzen. Eine Idee, die nicht umgesetzt wird, nützt aber nicht. Ich brauche also all diese unterschiedlichen Stärken und Arten von Kreativität im Team, wenn es erfolgreich sein soll.
Was war die beste Idee, die du je hattest?
Ich denke nicht, dass ich die eine weltverändernde Idee hatte. Bei mir ist es eher so, dass ich im Alltag viele kleine Momente erlebe, in denen mir etwas Gutes einfällt. Außerdem liegt das Urteil darüber, ob eine Idee gut ist, nicht bei mir selbst – sondern bei den Kund:innen. Wenn ich also positives Feedback bekommen, weiß ich, dass ich eine gute Idee hatte.
Wie wichtig ist Feedback, wenn wir über Innovationen sprechen?
Es ist unverzichtbar. Es rückt die Perspektive der Kund:innen in den Mittelpunkt. Eine falsche Annahme ist übrigens, dass Feedback eine Führungsaufgabe sei. Wir alle können einander Feedback geben, egal, in welche beruflichen Verhältnis wir zueinanderstehen.
„Wir alle können einander Feedback geben, egal, in welchem beruflichen Verhältnis wir zueinanderstehen.“
Wie ermöglicht REHAU seinen Mitarbeitenden eine sichere Umgebung, in der sie Kreativität leben können?
Durch unsere Unternehmenskultur. Unser Wert „Vertrauen“ macht Kreativität und Innovation erst möglich. Ich persönlich habe bei REHAU immer großes Vertrauen erlebt. Wenn ich eine Idee habe, höre ich häufig: Mach doch mal, wir unterstützen dich. Das versuche ich selbst auch zu leben. Ich will offen sein für andere, keine Bremse. Dazu versetze ich mich in sie hinein und reflektiere mein Verhalten.
Wie meinst du das?
Ich habe zum Beispiel schon aktiv bestimmte Sätze aus meinem Wortschatz gestrichen. Ich antworte nicht mit „ja, aber“, sondern mit „ja, und“. Sprache ist mächtig und schafft Realität. Ein absolut schlimmer Satz, der zu oft benutzt wird und den wir streichen sollten, ist: „Das haben wir schon immer so gemacht.“
Hast du das auch schon mal gesagt?
Bestimmt! Aber ich versuche, ein anderes Mindset zu leben. Mein Motto ist: Why not?
Ihr entwickelt in eurem Academy-Team auch innovative Formate. Wie klappt das?
Die Pandemie war ein großer Treiber für dieses Thema. Wir haben unser gesamtes Angebot in kürzester Zeit auf virtuell umgestellt. So weit wären wir ohne Corona heute bestimmt noch nicht. Die Vorteile liegen auf der Hand: Unabhängigkeit, Internationalität, Kosteneffizienz. Ich muss heute nicht mehr aus der ganzen Welt zu einem Präsenzworkshop reisen. Für ein internationales Umfeld wie das unsere ist das superwichtig.
Gibt es auch Themen, die digital überhaupt nicht funktionieren?
Ja. Alles, was mit Netzwerken zu tun hat und mit sehr persönlichem Austausch. Immer dann also, wenn ein sehr großes Vertrauensverhältnis Voraussetzung ist.
Danke, dass du ein paar besondere REHAU Momente und Einblicke mit uns geteilt hast, liebe Linlin!