Interview mit VARIO BüroEinrichtungen GmbH & Co. KG

Gutes Produktdesign als Ausgangsbasis für Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft

150 Jahre VARIO BüroEinrichtungen. Das Unternehmen aus dem Taunus steht für hochwertige Schreibtischsysteme, Meeting- und Konferenztische, Schränke, Container, Caddies und Stellwandsysteme und beschäftigt heute zirka 100 Mitarbeitende. Alle Produkte zeichnen sich durch Klarheit und Reduziertheit in der Form bei höchsten Ansprüchen an Qualität und Funktionalität aus, sind umweltgerecht hergestellt und bieten hohe Individualisierungsmöglichkeiten. Wir sprachen mit Geschäftsführer Anton Flechtner über seine Sicht zur Zukunft des Büros, des mobilen Arbeitens und der großen Chance für den Mittelstand in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaneutralität die Nase vorn zu haben.

Herr Flechtner, keine Möbelbranche spürte die Auswirkungen der Corona-Pandemie stärker als die Büromöbelbranche. Homeoffice und hybrides Arbeiten sind ein fester Bestandteil des Alltags geworden. Wie hat sich dies bei Ihren Projekten bemerkbar gemacht? 

Die Büromöbelbranche durchläuft bereits seit einigen Jahren einen Wandel, hin zu mehr Digitalisierung, Ergonomie und reduzierten Flächen für Stauräume. Doch seit Corona wird die klassische Bürofläche neu gedacht. Schreibtischlösungen werden kleiner, einfacher. Dafür verschieben sich die Interessen hin zu hybriden Meeting-Plätzen, Office-Kitchen, mobilen Stellwandlösungen mit integrierten Bildschirmen, bewussten Rückzugsorten oder Lounge-Systemen. Doch auch die Stauraumsysteme haben in der Innenarchitektur noch ihren Platz, zum Beispiel als Raumteiler oder Akustikelemente.

Die Menschen suchen für ihr Zuhause nach Lösungen, die aufgeräumt wirken und wo sich Wohnen und Arbeiten trennen lassen.  Welche Konzepte bieten sie hierfür an? Wie werden diese angenommen?

Im Homeoffice geht der Trend in Richtung Individualisierung. Wo kein eigenes Arbeitszimmer vorhanden ist, braucht es „wohnliche“ Schreibtischmodule und integrierte Stauräume mit Klappen, Rollläden und anderen Elementen, die die „Arbeit“ optisch verschwinden lassen. Wir haben hier eigene Lösungen in unserem Portfolio. Doch das klassische B2C-Geschäft ist in der Büromöbelindustrie noch nicht im Fokus.

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Anton Flechtner

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Der Wandel im Office ist nur eine der großen Herausforderungen. Der Weg zur Klimaneutralität und Nachhaltigkeit hat gewaltig Rückenwind erfahren. Wie ist Ihre Firma hier aufgestellt?  

Unsere Produkte sind von Anfang an auf langlebiges Design und Qualität ausgerichtet. Wir produzieren für eine Lebensdauer von mindestens 20 Jahren. Dabei achten wir auch die Rückbaubarkeit und Reparaturmöglichkeit. Das ist für uns ein sehr wichtiger Beitrag in Sachen Nachhaltigkeit.

Unsere Firma hat die Nachhaltigkeit fest in ihren Statuten verankert. Wir veröffentlichen jährlich einen Nachhaltigkeitsbericht, sind ISO 14001-zertifiziert, haben ein eigenes Energiemanagement, produzieren ausschließlich mit Ökostrom, verzichten komplett auf PVC-Materialien und arbeiten gerade an der ESG-Nachhaltigkeitszertifizierung. Hier wollen wir ein Leuchtturm in der Branche sein.

Sie sprechen von PVC-freien Materialien und einer nachhaltigen Produktion. Was umfasst das für Sie genau? 

Das Wichtigste zuerst: Unsere Fertigung produziert auftragsbezogen und nicht auf Halde. Das ist gut, weil wir nichts herstellen, was nicht gewollt wird. Und jeder Auftrag ist perfekt auf die individuellen Anforderungen und Wünsche der jeweiligen Kunden zugeschnitten und auf eine lange Lebensdauer ausgelegt. Wir arbeiten mit modernen Maschinen, einem hocheffizienten Logistikkonzept und führen Reststoffe in den Produktionskreislauf zurück. Die eingesetzten Hölzer und Spanplatten kommen aus nachhaltiger Forstwirtschaft, wir lackieren unsere Metalle nur mit Pulverlackierung und verwenden kein PVC bei den Kunststoffen.

Aktuell arbeiten wir mit der Leibniz-Universität Hannover in einem Forschungsprojekt zusammen, bei dem es darum geht, Kunststoff-Rezyklate zu finden, die in ihrer Reinheit wieder für hochwertige Möbelbauteile eingesetzt werden können. Keine leichte Aufgabe, wenn man die geringen Fehlertoleranzen bei Möbeln kennt.

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Beim Thema Recycling kommen auch Ihre Lieferanten ins Spiel. Ist in der Branche bereits ein flächendeckendes Umdenken spürbar?

Flächendeckend, ein klares Nein. Preis und Funktion dominieren noch immer bei der Entscheidungsfindung in unserer Branche. Die Nachhaltigkeit rangiert noch klar dahinter. REHAU ist hier ein Vorreiter seiner Zunft. Mit seiner nachhaltigen Kantenbandlinie RAUKANTEX eco hatte REHAU für uns das richtige Produkt zur richtigen Zeit.

Nachhaltige Kantenbänder. Man könnte meinen, das sind ja nur marginale Bestandteile eines Möbels. Was macht das Konzept von REHAU für Sie so schlüssig, dass sie es umsetzen?

Der Anteil eines Kantenbands am Bauteil ist gar nicht so marginal. Für jeden Tisch und jeden Schrank laufen so einige Laufmeter durch die Maschinen. Das REHAU Konzept, Kanten mit zumindest 50 Prozent Rezyklatanteil einzusetzen, konnte uns deshalb überzeugen, weil die Parameter im Zusammenspiel stimmen: Dazu gehören Verfügbarkeit, Verarbeitung und Optik. Das Qualitätsniveau hat uns überzeugt und die Material- und Maschinentests waren erfolgreich. Deshalb stellen wir bei VARIO alle unsere bisherigen Polypropylen-Kantenbänder auf die neuen RAUKANTEX eco-Kantenbänder um. Übrigens verarbeiten wir seit vielen Jahren REHAU-Kanten ausschließlich im Laserverfahren. Die Nullfugentechnologie ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal für die Möbelbranche. 

Langlebigkeit statt ex und hopp ist einer Ihrer Grundsätze. Wie mutig sind hier Ihre Konzepte für Büromöbel als Kreislaufprodukte?

Reparieren statt wegwerfen ist schon immer ein Grundsatz unserer Unternehmensphilosophie. Von einer echten Kreislaufwirtschaft ist unsere Branche noch weit entfernt. Das liegt zum einem am Qualitätsanspruch der Kunden, aber auch am Willen der Auftraggeber, sich bewusst für eine nachhaltige Lösung zu entscheiden. Aber es gibt vielversprechende Ansätze. Wir haben gerade ein Projekt durchgeführt, bei dem alle Schreibtische eines Unternehmens in höhenverstellbare Varianten umgebaut wurden. Die Arbeitsplatte und der Grundrahmen blieben erhalten. Es wurde nur die Hubsäulen und Kufen getauscht und die Elektronik eingebaut. Aber es gibt auch Anfragen zum Umbau von klassischen Büroschränken zu Schränken mit Lockerfächern. Wichtig ist dabei, dass wir oder unsere Handelspartner das Gespräch mit den Kunden aktiv suchen und nachhaltige Varianten ins Gespräch bringen und für diese Varianten werben

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