Innovation Stories:
"Raus aus der Komfortzone"

An der erfolgreichen Ausgründung von REHAU New Ventures 2021 war Alice Lottes maßgeblich beteiligt. Heute erzielt das Unternehmen Millionen-Umsätze am Markt. Im Interview spricht Alice über ihre Erfahrungen als Head of Venture Services und E-Commerce, über Leidenschaft, Schmerz und mutige Entscheidungen.

Ihr blickt auf ein erstaunliches Jahr zurück, Alice. Knapp zehn Millionen Euro Umsatz erzielte REHAU New Ventures in seinem ersten Geschäftsjahr als eigenständiger Teilkonzern, mehr als 1,3 Millionen Euro allein im Bereich E-Commerce. Was empfindest du dabei?

Stolz natürlich, auf unser Team und unsere Leistungen. Wir haben eine klare Strategie und wissen, was wir fokussiert angehen. Vor ca. drei Jahren, als wir im kleinen Stil als Innovationseinheit gestartet sind, war das so noch nicht der Fall. Unser Weg führte uns sehr bald auf neues Terrain, was mit vielen Unsicherheiten verbunden war.

Inwiefern war es für dich persönlich eine mutige Entscheidung, diesen Weg zu gehen?

Ich bin schon immer ein neugieriger Typ und will Dinge verändern. REHAU hat mir dafür die Möglichkeiten geboten. Es braucht Menschen, die dich fördern und ein Umfeld, das dir Perspektiven bietet, um mutig sein zu können. Gleichzeitig musst du signalisieren: "Hey, ich bin bereit!". Für mich war dieser Weg die richtige Entscheidung.

Innovation Stories: Raus aus der Komfortzone

Inzwischen bringt ihr ein Venture nach dem anderen an den Start. Wie läuft es mit "Euer Zuhause", "INIO" und Co.?

Es ist unglaublich spannend, gute Ideen zu marktreifen Geschäftsmodellen weiterzuentwickeln und sie dann auf eigene Beine zu stellen. Mit der bevorstehenden Ausgründung unseres Ventures "Euer Zuhause" wird das nun erstmals konkret. Auch "INIO" ist gerade gelauncht worden. Hier hat das Team eine biodynamische Tageslichtlampe entwickelt, die insbesondere auf die Bedürfnisse der Menschen im Homeoffice eingeht. Aus der Idee, dass Licht dazu beitragen kann, deinen Job besser zu machen, entstand mit "INIO One" ein attraktives Produkt. Der Verkauf läuft über unseren Onlineshop und Amazon. Darüber hinaus gibt es den Onlineshop für Garten- und Balkonliebhaber, "Livlig53" ... "Livlig" ist ein tolles Beispiel aus dem E-Commerce-Bereich, für das ich persönlich brenne – als Liebhaberin schöner Accessoires, aber auch aus unternehmerischer Sicht. Wir vertreiben ausschließlich online, direkt an den Endkunden über Amazon, Etsy sowie unseren Onlineshop. Dazu gehört beispielsweise unsere Schlauchkollektion "Eden", die bei REHAU in Feuchtwangen gefertigt wird. Die Gartenschläuche in attraktiven Farbtönen gibt es in keinem Baumarkt dieser Welt zu kaufen. 2022 war unsere erste Gartensaison und es hat sich soviel getan. Inzwischen betreiben wir ein eigenes Warehouse mit Logistik- und Lagermitarbeitenden. Wenn viel los ist, packen wir alle mit an. Wie das eben ist, in einem kleinen Unternehmen.

Folgt damit die nächste Ausgründung?

Das werden wir sehen. Neben Livlig gehören aktuell auch andere Marken zu unserem E-Commerce Venture. Wir bespielen die Onlineshops in Eigenregie und loten in Zusammenarbeit mit Influencern und Partnern wie Westwing aus, welche Märkte und zusätzliche Kooperationen Sinn für uns machen. Letztendlich bauen wir mit Livlig53 eine komplett neue Marke auf. Meine Vision ist es, dass Livlig53 die Marke für schöne Gartenprodukte und -accessoires im mittleren Preissegment wird.

Wie viel Mut braucht ein erfolgreiches Venture?

Zu jedem Geschäftsmodell gehören mutige Entscheidungen. Damit ist kein blinder Aktionismus gemeint. Unternehmertum, wie wir es bei New Ventures verstehen, ist vielmehr ein Abwägen von Erfahrungen, Möglichkeiten und Risiken. Mindestens ebenso wichtig wie Mut sind Verantwortung, Leidenschaft und Respekt.

Anders als es den meisten jungen Unternehmen vergönnt ist, steht hinter euch mit der REHAU Group ein starker Konzern­ …

Ich denke nicht, dass wir deshalb weniger mutig sind. Wir agieren eigenständig und können als Teil der REHAU Group auf bestimmte Strukturen und Services, wie Legal oder Human Resources, zurückgreifen. Definitiv ist das ein Vorteil, den wir sehr schätzen. Dennoch tragen wir die Verantwortung für unsere Ergebnisse. Für die Geschäftseinheiten und die Unternehmen, die wir auf eigene Beine stellen, müssen wir couragierte Businesspläne vorlegen und diese verantworten.

Auch gegenüber externen Investoren?

Das gehört zu unserer Strategie. Wir wollen durchschlagende Ideen zu erfolgreichen Geschäftsmodellen etablieren. Dafür externe Investoren zu gewinnen, ist natürlich erstrebenswert.

Welche Seile habt ihr für diese Unabhängigkeit gekappt?

Wir haben uns von nahezu allem Vertrauten getrennt. Nicht ohne Risiko. Beispielsweise nutzen wir anstelle eines SAP-Systems unser eigenes ERP-System, das wir mit viel Herzblut aufgesetzt haben, so dass es zu unseren Anforderungen im B2C-Bereich passt. Ich erinnere mich an schlaflose Nächte vor dem Start. Ständig habe ich mich gefragt, ob alles funktionieren wird, ob jeder Mitarbeitende sein Gehalt pünktlich bekommen wird. Als dann alles lief und wir unsere ersten Umsätze generierten, war das berauschend. Heute noch bin ich süchtig nach dem Ping meines Smartphones, wenn neue Web-Shop-Bestellungen eingehen.

Aktuell sind die Zeiten weniger berauschend. Wie beeinflusst das euer Geschäft und welche Konsequenzen zieht Ihr daraus?

Wir sind mit unseren Säulen "Digital Construction" und "Better Living" sehr gut aufgestellt. Gleichwohl bekommen wir im Bereich E-Commerce, speziell bei Lifestyle-Produkten, die Zurückhaltung am Markt zu spüren und müssen unsere Entscheidungen entsprechend abwägen. Wie gehen wir mit unseren Portfolien um? Wie können wir unsere Business-Pläne halten?

Innovation Stories: Raus aus der Komfortzone

Ändert sich damit möglicherweise eure Strategie? Wie gelingt es, auch in herausfordernden Zeiten, neuen Ideen zum Durchbruch am Markt zu verhelfen?

Unser Business sind weiterhin disruptive Geschäftsmodelle in Verbindung mit einem hohen digitalen Anspruch. Schon in einem sehr frühen Stadium führen wir deshalb unsere Kompetenzen, insbesondere im digitalen Bereich, zusammen. Die Ideen begleiten wir über verschiedene kritische Stufen hinweg, um deren Markttauglichkeit zu erfassen. Von Anfang an denken wir konsequent vom Kunden her. Was ist das reale Bedürfnis? Wir führen Interviews, erstellen Modelle, nutzen unsere Netzwerke, ziehen externe Perspektiven hinzu, um den Markt zu analysieren und zu checken, wo die Chancen und wo die Risiken liegen.

Zwischen Markt, Kunde und digitalem Anspruch: Wie viele Ideen bleiben auf der Strecke?

Die größte Selektion findet gleich zu Beginn statt. Wir nennen diese Phase "Problem to Solution Fit". Auch danach, während des gesamten mehrstufigen Prozesses bis hin zur möglichen Skalierung eines Ventures, sterben Ideen. Das fällt nicht leicht. Es erfordert ein hohes Maß an Toleranz 'Nein' zu sagen, wenn das Thema objektiv betrachtet keine Chance hat, die nächste Phase zu durchlaufen. Die Zahl erfolgreicher Ideen, die den Markteintritt schaffen, liegt im Promillebereich.

Du sprichst aus eigener Erfahrung?

Mir fällt es wirklich nicht leicht loszulassen. Ich hänge heute noch an der App "Crewcus", die wir während der Corona-Pandemie entwickelt haben, um Büroanwesenheiten von Teams digital zu koordinieren. Wir nutzen die App inzwischen, um Poolfahrzeuge zu buchen. Aber der Bedarf am Markt war nicht ausreichend gegeben, weshalb wir uns dagegen entscheiden mussten, weiterzumachen. Das war schmerzhaft. Hin und wieder kämpfe ich gegen den Impuls an, zu sagen, ach hätten wir doch …

Wie gehst du persönlich mit Rückschlägen um?

Ich bin ein sehr emotionaler Mensch. Rückschläge lassen mich nicht kalt. Sie gehören dazu. Mir persönlich hilft es dann, mich in ein neues Projekt zu stürzen, bis ich mit etwas Abstand die Dinge möglicherweise anders beurteile. Manchmal wünschte ich mir, dass mich Themen weniger tangierten. Da könnte ich mutiger sein.

Ist es an der Zeit, mutiger zu werden?

Es braucht Courage, um raus aus der Komfortzone zu kommen und Neues auszuprobieren. Ich denke, jeder von uns ist auf eigene Weise mutig, im Privaten wie im Beruflichen. Aus unternehmerischer Sicht ist es gerade in herausfordernden Zeiten wichtig, den Mut aufzubringen, nicht in Stillstand zu verharren, sondern immer wieder in Optionen zu denken. Wo sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere.

Ihr wollt mehr erfahren über Innovationen bei REHAU?


Einblicke in neue Technologien, Weiterentwicklung von Know-How und Interviews mit Mitarbeitenden weltweit findet ihr hier.
 

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